Jeder Mensch kennt das Problem bei einem starken Schnupfen: Der Geruchssinn geht verloren, der Geschmackssinn ist beeinträchtigt. Menschen mit Nasenpolypen können auch ohne Erkältung unter diesen Symptomen leiden. Doch wieso leiden, wenn die Nase verstopft ist, Geschmackssinn und Geruchssinn? Dazu ist es wichtig zu wissen, wie diese Sinne funktionieren.
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Riechen – die olfaktorische Wahrnehmung
Die Wissenschaft spricht beim Geruchssinn von der olfaktorischen Wahrnehmung. Die Bezeichnung stammt aus dem Lateinischen, „olfacere“ heißt übersetzt „riechen“.
Die olfaktorische Wahrnehmung beginnt in den Rezeptionszonen der Nasenhöhlen. Das sind Schleimhautflächen, die sich auf jeder Seite des Naseninneren befinden und rund fünf Quadratzentimeter groß sind. Diese Bereiche liegen jeweils über den oberen Nasenmuscheln. In der sogenannten Riechschleimhaut befinden sich etwa 20 bis 30 Millionen Riechzellen. Gerüche beziehungsweise Geruchsstoffe sprechen meist mehrere Rezeptortypen an, die Geruchswahrnehmung erfolgt also über die kombinierte Aktivierung verschiedener Riechzellen. Die Aktivierung einer Riechzelle löst in ihr eine chemische Reaktion aus, die als Signal über den doppelt angelegten Riechnerv an das Gehirn weitergeleitet wird – und zwar an die ebenfalls doppelt angelegten Riechkolben, die zum Großhirn gehören. Dort wird die Information verarbeitet und an weitere Gehirnbereiche geschickt.
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Warum kann durch Nasenpolypen der Geruchssinn verloren gehen?
Geruchsstoffe gelangen über die eingeatmete Luft zur Riechschleimhaut. Beim normalen Atemvorgang gelangt nur ein Teil der Atemluft in diesen Bereich. Deshalb versuchen Menschen, die einen Geruch genauer wahrnehmen wollen, den Luftstrom in der Nase zu verstärken, um mehr Geruchsstoffe zur Riechschleimhaut zu leiten. Sie atmen in kurzen Stößen durch die Nase ein, sie schnüffeln also.
Nasenpolypen können, je nach Lage und Größe, den Luftstrom der Atmung durch die Nasenhöhle verringern oder gar vollständig blockieren – so wie auch die Schleimablagerungen bei einem starken Schnupfen. So gelangen weniger Geruchstoffe zu der Riechschleimhaut. Während aber ein Schnupfen in der Regel wieder verschwindet, verstopfen unbehandelte Nasenpolypen die Nase oftmals permanent. Die Geruchsstoffe können nicht mehr zur Riechschleimhaut gelangen, der Geruchssinn geht verloren. Mediziner sprechen dann von Anosmie.
Neben dieser mechanischen Störung kann auch eine Entzündung der Grund für eine Riechstörung sein, etwa eine chronische Rhinosinusitis, die häufig zusammen mit Nasenpolypen auftritt. Bei solchen sensorineuralen Riechstörungen gelangen die Duftstoffe zwar bis zu den Riechzellen. Diese sind aber durch die Entzündungen geschädigt und können die Informationen nicht mehr richtig verarbeiten beziehungsweise weiterleiten.
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Auswirkungen von Nasenpolypen auf den Geschmackssinn
Der Mensch schmeckt nicht allein über die Geschmacksknospen der Zunge. Diese unterscheiden die Geschmacksempfindungen recht grob nach süß, sauer, salzig, bitter und umami (würzig). Der Feingeschmack bildet sich erst in Verbindung mit der Geruchswahrnehmung der Nase. Ist der Geruchssinn beeinträchtigt, mindert sich auch der Feingeschmack. Ist der Geruchssinn vollständig verloren gegangen, schmecken Betroffene nur noch die genannten Grundgeschmacksrichtungen.
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